Parteien und Vereine wollen Farbe bekennen

Veröffentlicht am 02.10.2018 in Presseecho
Herrenberg Bleibt Bunt
Jugendliche haben den Flyer für die Demonstration von „Herrenberg bleibt bunt“ entworfen GB-Foto: gb

Gäubote vom 02.10.2018

Herrenberg: Aktionsbündnis möchte am Mittwoch zum offenen Meinungsaustausch anregen

„In Herrenberg ist eine bunte Mehrheit zusammengekommen, die für Demokratie, Vielfalt und Toleranz und Respekt ist“, freut sich Petra Menzel vom SPD-Ortsverband, die sich beim Aktionsbündnis „Herrenberg bleibt bunt“ engagiert. Bei einer Pressekonferenz im Klosterhof stellten Vereine und Parteien ein Konzept für eine Demonstration am Tag der Deutschen Einheit vor der Stadthalle vor – zeitgleich geht in der Alten Turnhalle eine Veranstaltung der AfD mit den „Christlichen Patrioten“ über die Bühne.

Von Nadine Nowara

„Vor etwa drei Wochen kam die Idee für ein Bündnis für Demokratie und Vielfalt auf“, sagt Petra Menzel vom SPD-Ortsverband. Ursprünglich wollte sich dieses Bündnis bei der „Langen Nacht der Kulturen“ am Samstag, 6. Oktober, vorstellen. Als die Mitglieder jedoch von der AfD-Veranstaltung der „Christlichen Patrioten“ in der Alten Turnhalle – die am Mittwochvormittag geplant ist – mitbekamen, hätten sich die Mitglieder kurzfristig dazu entschieden „den Anlass zu nutzen“, um eine Demonstration mit einem bunten Fest vor der Stadthalle zu organisieren. „Wir sind gesprächsbereit und gegen eine Frontstellung. Wir sind ’für’ etwas“, betont Petra Menzel. Das Aktionsbündnis sei längerfristig angedacht.

Sie stellten am Montag der Presse das Bündnis vor: Margret Somfleth (katholische Kirchengemeinde), Barbara Lohner und Johannes Schmied (Lampedusa Calling), Wilhelm Bührer (FDP), Petra Menzel (SPD), Ulrich Kurz (Bündnis 90/ Die Grünen) und Stefanie Hiesel (Stadtjugendring)Sie stellten am Montag der Presse das Bündnis vor: Margret Somfleth (katholische Kirchengemeinde), Barbara Lohner und Johannes Schmied (Lampedusa Calling), Wilhelm Bührer (FDP), Petra Menzel (SPD), Ulrich Kurz (Bündnis 90/ Die Grünen) und Stefanie Hiesel (Stadtjugendring)

Jugendliche engagieren sich

„Das Bündnis hat sich rasend schnell verbreitet. Zu dem Vortreffen am 20. September kamen auch viele Einzelpersonen und Jugendliche“, sagt Stefanie Hiesel, Geschäftsführerin des Stadtjugendrings Herrenberg. „Den Jugendlichen liegt es am Herzen, sich für ihre Bedürfnisse und Werte einzusetzen.“ Im Jugendhaus entwarfen sie den Flyer für die Demonstration und schrieben die Presseinformation mit. Hiesel macht deutlich: „Wir müssen aktiv sein. Es geht nicht einfach nur darum, dass wir uns alle liebhaben. Unsere freiheitlichen Lebensentwürfe machen unser Land aus.“ Insbesondere die Dialogbereitschaft sei ein Anliegen des Bündnisses. „Wir werden an die Besucher der AfD-Veranstaltung Gutscheine für ’Kuchen und Dialog zu Demokratie und Vielfalt’ verteilen“, sagt Barbara Lohner vom Projekt Lampedusa Calling. „Auch auf dem Fest geben wir mit kurzen Statements, die wir austeilen, Anstöße, um miteinander zu diskutieren.“

Margret Somfleth, stellvertretende Vorsitzende des Kirchengemeinderates der katholischen Kirche Herrenberg, stellvertretend für die Ökumene beim Pressegespräch, bezeichnet es als „eine enorme Sache, dass die unterschiedlichen Gruppen an einem Strang ziehen“. Sie wollten keinen vor den Kopf stoßen, „aber: Wir bekennen Farbe. Auch Jesus hat die Fremden mit an den Tisch geholt“, betont sie. „Wir haben in Deutschland schleichende Veränderungen“, hat Ulrich Kurz, Vorsitzender für den Ortsverband Herrenberg von Bündnis 90/Die Grünen, beobachtet.
Der Ton habe sich geändert und sei beleidigender und aggressiver geworden. Auch Geschichte werde umgedeutet, wenn gesagt wird: Die NS-Zeit ist „ein Vogelschiss in der deutschen Geschichte“. Rassismus werde offener geäußert, findet Petra Menzel. „Auch viele Migranten der zweiten und dritten Generation fühlen sich getroffen.“ Wilhelm Bührer, FDP-Gemeinderat in Herrenberg und im Böblinger Kreisrat, gibt zu bedenken: „Wir haben in Deutschland eigentlich viel erreicht und haben einen guten Ruf.“ Aber im Ausland werde er nun häufiger gefragt, ob es denn „wieder so weit mit den Nazis“ sei. „Wir sind für einen fairen Umgang mit Andersdenkenden. Es geht darum, offen zuzuhören und erst dann zu urteilen“, merkt Bührer an.

Neben Redebeiträgen der Bündnispartner stehen bei der Demonstration am Tag der Deutschen Einheit Musik-, Tanz- und Theatereinlagen auf dem Programm. Beginn ist am Mittwoch, 3. Oktober, um 10.45 Uhr vor der Stadthalle. Verschiedene Parteien, Vereine und Einzelpersonen engagieren sich in dem Bündnis „Herrenberg bleibt bunt“: Dazu gehören: die Parteien Bündnis 90/Die Grünen, die SPD, die Jusos, die FDP sowie die Freien Wähler und die Frauenliste, überdies die Evangelische und die Katholische Kirche, die Evangelisch-methodistische Kirche, die Süddeutsche Gemeinschaft, das Jugendzentrum Logo, die Musikgruppe Flamekeepers, das Projekt Lampedusa Calling, der Weltladen, der Verein „Flüchtlinge und wir“, das Jugendhaus, der Stadtjugendring, der VfL Herrenberg sowie die Initiative „Das bessere Müllkonzept – Vermeiden statt verbrennen“. Neu dazugekommen ist die Herrenberger Bühne, die Szenen aus Lessings „Nathan der Weise“ zeigt.

CDU ist nicht dabei

Nicht dabei hingegen ist die CDU, obwohl sie bei Vortreffen zur Demonstration anwesend war. „Wir haben es uns lange überlegt“, sagt Hermann Horrer, CDU-Fraktionsvorsitzende im Herrenberger Gemeinderat, auf „Gäubote“-Anfrage. „Wir sind gegen Rechts, da sind wir uns absolut einig.“ Allerdings befürchte er eine mögliche Konfrontation von rechter und linker Gewalt bei der Demonstration, die eine Spaltung der Gesellschaft verstärken könnte. „Wir schauen uns erst einmal an, was am Mittwoch passiert und wie es sich weiterentwickelt“, sagt er. Dass so auf die Veranstaltung der AfD „draufgeklopft“ werde, würde die Partei „aufwerten“. „Wenn wir sie ignorieren, sind sie mehr gestraft“, meint er.

 

 

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