Mehr Geld für Schulen

Veröffentlicht am 31.03.2018 in Presseecho

Lokalpolitische Kolumne im Gäuboten vom 31.03.2018

Meine Meinung

Wer „in“ sein will, der muss das Wort Digitalisierung in den Mund nehmen. Wer Geld will, der muss das nur mit Digitalisierung begründen. So auch im Bildungsbereich. Schulen ans Netz, PCs in die Klassenräume, mehr Informatik. So die Maxime der Wirtschaft und der Politik.

Wen kümmert es, dass es weltweit keine einzige Studie gibt, die belegen könnte, dass Lernen durch digitale Medien leichter wird. Dafür aber umso mehr Untersuchungen, die eindeutig einen Zusammenhang zwischen der häufigen Nutzung des Smartphones bei jungen Menschen und Konzentrationsstörungen sowie Leseschwächen, zwischen geringer Ausdauer oder Ichbezogenheit nahelegen. Wen kümmert es, wenn riesige Umsätze über Jahrzehnte winken, für Vernetzung der Schulen, für Aufrüstung mit digitalen Endgeräten und hohen Wartungsaufwendungen? Aber auch kein Wunder, dass sich Landesregierung und Städte- und Gemeindetag seit Monaten über die Finanzierung nicht einigen können. Die dort investierten Milliarden werden den Schulen an anderen Stellen fehlen: für die Sanierung von Klassen- und Fachräumen, von Toiletten oder energetischen Verbesserungen. Seit Jahren beklagen wir in Herrenberg hier einen Sanierungsstau. Die neue Bundesregierung will die Vision des „Chancenlandes“ in der Bildung umsetzen. Wie richtig, wenn man weiß, dass es die Schulen seit Jahrzehnten nicht schaffen, Chancengerechtigkeit herzustellen. Dann braucht es aber großes Karo: Schüler müssen lernen, was Maschinen nicht können: Soziales Lernen, Kunst, Musik, Literatur, begreifen wie Algorithmen die Welt verändern, sollen Wirtschaft und Gesellschaft verstehen und bereit sein Verantwortung zu übernehmen. Lernen muss aber auch anders werden: Schüler brauchen Räume, um zu experimentieren, in Teams zu arbeiten, um zu toben, abzuhängen, sicher auch digitale Medien – Schulen brauchen neue Räume. Lehrer sollen Wissen vermitteln, Kompetenzen lehren, erziehen, Inklusion ermöglichen. Das können sie allein nicht schaffen. Sozialarbeiter, Schulpsychologen oder Schulassistenten müssen sie unterstützen. Das kostet alles Milliarden, aber es ist eine lohnende Investition, wenn dadurch junge Menschen gestärkt werden, Arbeit und Sinn in einer digitalisierten Welt zu finden. Das alles wäre wichtiger als die Milliarden vorrangig in eine umstrittene Digitalisierung zu stecken.

 

Homepage SPD Herrenberg

Facebook