„Wir müssen die gesetzliche Rente stärken“

Veröffentlicht am 09.11.2016 in Presseecho

Herrenberg: Jasmina Hostert möchte als SPD-Kandidatin in den Bundestagswahlkampf ziehen

Als Kriegsflüchtling kam Jasmina Hostert im Jahr 1993 von Bosnien nach Deutschland. Jetzt möchte die 33-Jährige bei der Bundestagswahl 2017 für die SPD im Wahlkreis Böblingen antreten – nächste Woche findet die Nominierungskonferenz statt. Am Montagabend stellte die Böblingerin ihre Inhalte dem Ortsverein Herrenberg vor.

Von Maria-Dolores Bloching, Gäubote vom 9. November 2016

Seit Juni 2015 ist Jasmina Hostert SPD-Vorsitzende im Kreisverband Böblingen. Kommenden Dienstag fällt die Entscheidung, ob sie die Genossen zur Bundestagskandidatin küren. Davon indes ist auszugehen, ist die Böblingerin doch die einzige Kandidatin. 15 Personen kamen zur SPD-Mitgliederversammlung in das Restaurant Botenfischer, um Jasmina Hostert zuzuhören und mit ihr ins Gespräch zu kommen. Zusammenhalt der Gesellschaft, Integration, Kinderarmut, aber auch Armut im Alter, Vereinbarkeit von Familie und Beruf und bezahlbarer Wohnraum sind die Themen, die die gebürtige Bosnierin, die seit fünf Jahren in Böblingen lebt, in ihrem Wahlkampf angehen möchte. „Ich möchte die sozialen Themen in den Fokus setzen und den Wahlkampf mit euch als Team gestalten“, betonte die alleinerziehende Mutter. Vor allem die Präsenz im Wahlkreis sei ihr wichtig. Denn bei der letzten Landtagswahl habe man viele innerparteiliche Veranstaltungen gemacht, „aber das hat nicht viel gebracht“.

Thema für Thema riss Hostert kurz an und stellte damit heraus, welche Inhalte ihr wichtig sind. „Das Thema Flüchtlinge kann ich besetzen, denn ich kam 1993 als Flüchtling nach Bonn, habe mich integriert – und das ist eine Herausforderung, wenn man in eine neue Gesellschaft kommt“, betonte die 33-Jährige, die Politikwissenschaftlerin, Geschichte und Kunstgeschichte studiert hat.

Gut gelaunt, offen, kommunikativ und fröhlich saß sie am Montag in der SPD-Mitgliederversammlung. Dabei ist ihre Geschichte alles andere als fröhlich. Als sie neun Jahre alt war, begann der Bürgerkrieg in ihrer bosnischen Heimat. 1992 erwischte sie in Sarajewo eine Granate – ihr rechter Arm konnte nicht mehr gerettet werden. Die Wunde infizierte sich. Ärzte rieten ihr, nach Deutschland zu fliehen. Das gelang ihrem Vater und ihr – beide landeten in Bonn. Als Jasmina Hostert 13 Jahre alt war, ging ihr Vater allerdings zurück nach Bosnien, sie blieb bei einer verwitweten Frau, die sie „schließlich adoptierte. In einem Internat in England machte Hostert, die inzwischen die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen hat, ihr Abitur und studierte in Bonn. Ihre private Lebensgeschichte kam in Herrenberg jedoch nicht zur Sprache, es waren die für sie wichtigen Inhalte für den Wahlkampf, welche die 33-Jährige thematisierte. Bedauernd stellte die Bewerberin fest, dass „sich der gesellschaftliche Zusammenhalt verschlechtert hat, die Stimmung ist im letzten Jahr drastisch gekippt“. Aber: Die Krise hätten die Flüchtlinge erlebt – „und nicht wir, für uns ging das Leben ja weiter“. Die Integration, die jetzt folgen müsse, bezeichnete Hostert als sehr schwieriges Thema, „denn auf jeder Seite gibt es viele Vorurteile. Wir müssen die Subkulturen aufbrechen, damit die „Menschen nicht darin verharren. Aber ich weiß, dass das Thema eine Herausforderung ist.“

Sehr am Herzen liegt der Mutter einer fünfjährigen Tochter das Thema Kinderarmut „Wir sind ein wirtschaftsstarkes Land, deswegen kann es nicht sein, dass so viele Kinder in Armut leben.“ Das sei ein Thema der SPD, und das müsse „von uns angegangen werden“. Gleiches gelte für bezahlbaren Wohnungsbau, „das ist eines der vielen Themen, die wir vernachlässigt haben. Wohnen darf kein Luxus sein, dafür müssen wir uns einsetzen“. Auch die Vereinbarkeit von Familien und Beruf möchte die junge Frau angehen, „denn ich weiß, wie schwer es ist, beides unter einen Hut zu bringen.“ Die Rente steht ebenfalls auf der Agenda von Hostert, die drei Jahre lang das Büro des Böblinger Landtagsabgeordneten Florian Wahl leitete. „Wir müssen die gesetzliche Rente stärken, denn es gibt Menschen, die sich privat nichts ansparen können, außerdem ist dieser Ansatz die falsche Grundhaltung.“ In der anschließenden Diskussion ging es auch um eine mögliche Koalition nach der Wahl. Eine Große Koalition hält Jasmina Hostert für nicht geeignet. „Denn als Juniorpartner punkten wir nicht, aber wir machen Wahlkampf für unsere Inhalte. Trotzdem spielt für die Bürger auch eine große Rolle, wer unser Spitzenkandidat wird.“ Wichtig sei es für die SPD vor allem, sich „auf die Wurzeln zu besinnen und die Sorgen der kleinen Leute ernst zu nehmen, denn viele fühlen sich vergessen“. Rot-Rot-Grün sei für sie eine Alternative: „Ich habe damit kein Problem.“ Auch Herrenbergs SPD-Fraktionsvorsitzender im Gemeinderat, Bodo Philipsen, sprach sich dafür aus: „Wir brauchen eine politische Alternative. Die SPD muss sich zu Rot-Rot-Grün bekennen. Petra Menzel, eine der Vorsitzenden des Ortsvereins, meinte in ihrem Schlusswort: „Wir haben heute den Eindruck bekommen, dass da jemand ist, der sich den Themen stellen kann. Du hast eine klare Linie, und ich wünsche Dir, dass Du sie durchhältst.“
 

 

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