Erst am Weganfang - Lokalpolitische Kolumne von Bodo Philipsen

Veröffentlicht am 23.11.2014 in Presseecho

Gäubote vom 22.11.2014

Aus „Global denken – lokal handeln“ darf nicht „Global versagen – lokal verzagen“ werden. Um unserer Verantwortung für die kommenden Generationen gerecht zu werden,  müssen wir alle unsere Klimaschutzanstrengungen deutlich erhöhen.
Global haben wir Jahrzehnte verstreichen lassen, aber auch lokal haben wir viele Jahre zu wenig getan. Seit fast zwei Jahren liegt das Klimaschutzkonzept des Landkreises auf dem Tisch, doch erst jetzt berät der Gemeinderat darüber. Und die Vorlage beinhaltet nur den Vorschlag, die Stelle eines Klimaschutzmanagers zu schaffen, der irgendwann im Jahre 2015 seine Arbeit aufnehmen könnte. Nicht einmal im Ansatz werden Maßnahmen deutlich, wie man die versprochene Reduzierung des Energieverbrauchs um 30 Prozent erreichen will.

Der Klimaschutzbericht des Landkreises spricht für Herrenberg eine klare Sprache:
1. In den 170 öffentlichen Gebäuden ist viel gemacht worden und für unser
Energiemanagement haben wir sogar einen „Best Practice Energieeffizienz Award“ erhalten.
2. Die privaten Gebäude und der Verkehr verbrauchen am meisten Energie und
erzeugen die größten CO2-Ausstöße. Im Ergebnis kann die Stadt ohne Einsparungen in diesen Bereichen ihren eigenen Verpflichtungen aus dem Klimabündnis nicht gerecht werden.

Notwendig wäre eine Erst am Weganfang Vorlage, die konkrete Maßnahmen auflistet: Bis wann soll mit welchen Maßnahmen und welchen Kosten welche Reduktion erzeugt werden? Dabei ist für mich klar: Klimapolitik ist eine Querschnittsaufgabe. Wer CO2 einsparen will, der muss jetzt in der Verkehrsentscheidung fragen, wie er den Autoverkehr möglichst reduzieren kann. Jeder mit dem Rad, dem Bus oder zu Fuß zurückgelegte Kilometer verringert den Schadstoffausstoß. Der muss in der Siedlungspolitik fragen, mit welcher Art von Bebauungsplänen am meisten Energie eingespart werden kann oder zu welchen Bedingungen wir zukünftig öffentliche Grundstücke vergeben wollen. Der muss in der Strategiedebatte um die Stadtwerke überlegen, wie dieser städtische Dienstleister das private Energiesparen beispielsweise durch Contracting fördern kann, ob wir quartierbezogene Energieversorgungskonzepte entwickeln oder ob wir die Wärme unseres Abwassers nutzen können. Denn eines ist für mich sehr klar: Allein durch Aufklärung – die allerdings dringend verbessert werden kann – werden wir unserer Aufgabe nicht gerecht werden.

Energieeinsparung muss sich rechnen. Für den privaten Hausbesitzer und auch den Gewerbetreibenden. Sonst wird er nicht investieren wollen oder investieren können.Wo der Markt dies nicht gewährleistet, muss die öffentliche Hand nachhelfen. Dies wird uns umso leichter fallen, wenn wir eine volkswirtschaftliche Rechnung aufstellen. Jeder Euro, der im Bereich der CO2-Reduktion investiert wird, ist ein Euro, der Arbeits-plätze sichert und Gewerbesteuer erhöht. Meist übrigens regional.
Bei den kommunalen Ausgaben wird es also zunächst eine Erhöhung der Ausgaben geben müssen, zeitversetzt werden aber die Einnahmen steigen. Klimaschutz ist
also ein gigantisches Konjunkturprogramm.

Dem Antrag, eine Stelle für Klimaschutz zu schaffen, werden wir zustimmen.
Sicher ist aber auch, dass wir damit erst am Anfang eines langen Weges stehen.

 

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