An einem Samstag - Lokalpolitische Kolumne von Sarah Holzcer im Gäuboten von 27.11.2010

Veröffentlicht am 14.12.2010 in Presseecho

Samstags ist Markttag. An sonnigen Samstagen schnappe ich mir meinen Neffen, meine Nichte und meine Tochter, um einen kleinen Ausflug auf den Markt mit dem Kinderwagen zu machen.

Ich hochschwanger, meine Nichte an der Hand und mein Neffe den Kinderwagen mit meiner Tochter schiebend. Wir waren die Attraktion! Wohl aber nicht unbedingt im Positiven. Hinter unserem Rücken durften wir Sätze wie "Muss das sein: Drei Kinder und schon wieder schwanger?" oder "Ob die vom gleichen Vater sind?" hören. Darüber haben wir herzlich gelacht. Wir kennen ja die Wahrheit. Anstrengend wurde es erst auf dem Markt. Slalomlaufen um die großzügig bestückten Marktstände, mühsames Schieben des Kinderwagens über "mittelalterliche" Pflastersteine und die vielen Menschen. Platzmachen, einen Schritt zur Seite gehen ist selbst nach höflicher Bitte ein Fremdwort. Noch schlimmer, da wird, wo es eh schon viel zu eng ist, sich noch durchgedrückt und ein schnippisches "Man muss ja nicht mit den Kindern einkaufen gehen" entgegengebracht. Das ist dann frustrierend, nicht nur für mich. Wir scheinen nicht willkommen zu sein, ich mit meinen "drei Kindern und dem Babybauch".

Nun ist mein Babybauch weg. Stolz laufe ich mit meinem Geschwisterwagen in Herrenberg umher. Unser Geschwisterwagen ist wirklich eine Attraktion. Er ist genau so breit, dass er durch jede deutsche Normtüre passt. Mittlerweile suchen wir uns die Geschäfte danach aus, ob wir mit unserem Wagen durch die Türen und Gänge passen. Oft wären die Türen und Gänge zu bezwingen, aber Verkaufswaren versperren uns den Weg. Was vorher schon eng war, ist jetzt unmöglich. Und wieder begegnet mir ein altbekannter Satz "Man muss ja nicht mit den Kindern einkaufen gehen". Nein, man muss wirklich nicht, aber Frau will! Neu dazugekommen ist: "Mit so einem großen Wagen darf man sich aber nicht beschweren." Doch, darf ich und mache ich auch. Die Krönung der qualifizierten Kommentare entgegnete mir eine Dame in einer Kassenschlange, in der ich mit weinendem Säugling stand: "Also, dass Sie eins wissen, ein Kind muss heutzutage nicht mehr weinen. Da muss doch jemand was unternehmen. So geht das nicht." Verdutzt schaute ich mich um, die Dame bekommt von sämtlichen anderen Schlangestehenden ein Nicken. Ich habe noch gar nicht verstanden, was die Dame meint und antworte kurz: "Er hat Hunger." Ihre forsche Antwort: "Ein Baby hat im Supermarkt auch nichts zu suchen." Jetzt verstehe ich! Wir scheinen nicht willkommen zu sein!

Mittlerweile kann ich über solche Kommentare nicht mehr lachen. Sie gehen mir nahe. Sollten wir uns nicht über jedes Kind freuen, das wir sehen, egal, ob es gerade weint, tobt, im Weg steht, sonstwie Krach macht oder lacht? Diese wunderbaren Geschöpfe sind unser aller Zukunft!

Hier mein Vorschlag: Freuen wir uns doch einen Tag lang über jedes Kind, helfen den Müttern beim Kinderwagenstemmen oder begegnen den Müttern und Vätern mit einem freundlich aufmunternden Satz.

Das kann Wunder wirken!

 

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